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Parallelveranstaltungen, Freitag 15.00 - 16.30
Block II
Ich arbeite seit über 10 Jahren mit Eltern in Einzelberatungen und jeden Sommer in Familiencamps. Dort begleiten wir Eltern eine Woche lang 24 Stunden lang in einem Tipi-Camp und üben in Workshops und in der Praxis, wie wir Kinder begleiten können. Dabei versuchen Eltern oft, ihren Kindern möglichst viele Bedürfnisse zu erfüllen, um eine gesunde Bindung zu ermöglichen. Sie sehen dies als Abgrenzung zu ihrer eigenen Erziehung. Bei vielen Eltern führt dies zu Unzufriedenheit, Erschöpfung und nicht selten zu plötzlichen Wutausbrüchen gegen die Kinder. In diesem Workshop will ich neurobiologisch und praxisorientiert der Frage nachgehen: Wie können wir als Fachleute Eltern so begleiten, dass sie Bindung und Autonomie ermöglichen, ohne selbst auszubrennen? Welche Interventionen funktionieren, welche Erfahrungen helfen den Eltern?
Nicola Schmidt
Master of Social Science, Dozentin, Wissenschaftsjournalistin, Autorin, Bloggerin, Gründerin und Geschäftsführerin des „artgerecht“ Projektes. Hennigsdorf, D
Laut Heidi Kellers Buch "Mythos Bindung" haben wir im Frühbereich tätigen Fachkräfte in unseren demokratischen Gesellschaften uns durch die Bindungstheorie dazu verleiten lassen, zu hohe unkritische idealistische Forderungen an die Qualität in der frühkindlichen Betreuung zu stellen! Heidi Keller habe die Fachwelt damit konfrontieren wollen, wie gefährlich es sei, wenn die Bindungstheorie unkritisch rezipiert wird und welche untragbaren Konsequenzen sich daraus für die Praxis ergeben. Was für untragbare Konsequenzen sind denn das, die sich durch eine blinde Übernahme der Theorie in die Praxis ergeben? Bowlby wurde zu seiner Zeit in der psychoanalytischen Gesellschaft für seine Betonung des primären Bindungsbedürfnis angegriffen und heute kommt Kritik aus der kulturpsychologischen Richtung. Ist das eine unbewusste, ungewollte Wiederholung eines Abwehrreflexes? Soll nicht, darf nicht mehr gesehen werden, wie schmerzhaft und pathologisierend zu frühe Trennungen sind? Unterwirft man sich mit dieser Kritik an den Kernaussagen der Bindungstheorie dem ökonomischen Sparzwang in unserer kapitalistischen Gesellschaft, ohne zu reflektieren, was die Spätfolgen einer unzureichenden Qualität in der frühkindlichen Betreuung auch u.a. ökonomisch für eine demokratische Gesellschaft bedeuten? Sie kommt relativ spät in der GAIMH, aber hoffentlich nicht zu spät die Auseinandersetzung mit dem Thema!
ak.grad. Egon Garstick
Eidgenössisch anerkannter Psychotherapeut in Psychotherapeutische Praxis tätig. Zürich, Ch
Es ist immer noch wenig bekannt, wie stark Erscheinungsformen von emotionaler Gewalt – etwa in Eltern-Kind- Beziehungen, Familien, Partnerschaften – die körperliche, psychische und soziale Entwicklung eines Menschen, besonders im frühen Kindesalter, traumatisieren können. Ablehnung bis zur emotionalen Vernachlässigung, Zurückweisung, Kränkung, beharrliches Schweigen, Demütigungen, Hass können solche emotionalen Gewalterfahrungen sein, die von Kindern ähnlich intensiv und schmerzlich erlebt werden wie körperliche und sexuelle Gewalt. Dies hat langfristige und gravierende Auswirkungen auf alle psychischen, körperlichen und sozialen Bereiche der Betroffenen. Hieraus entstehen u. a. pathologische Bindungen des Opfers an die Täter, Depressionen, Angsterkrankungen sowie Erkrankungen mit dissoziativer Symptomatik und vielfältige Muster von Bindungsstörungen. Beispiele aus Behandlungen werden vorgestellt und können auch von den Teilnehmer:innen eingebracht werden.
Univ.-Prof. Dr. med. Karl Heinz Brisch
Univ.-Prof. an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) in Salzburg.
Dr. med. habil., ist Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychiatrie und Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie Neurologie; Psychoanalytiker für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Gruppen; Ausbildung in spezieller Psychotraumatologie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, vormals Vorstand des weltweit ersten Lehrstuhls für Early Life Care und leitete das gleichnamige Forschungsinstitut an der PMU in Salzburg, Gründungsmitglied der GAIMH, Entwickler derPräventionsprogramme »SAFE® – Sichere Ausbildung für Eltern« und »B.A.S.E® – Babywatching«. Ulm, D
Interprofessionelle Teamarbeit in den Frühen Hilfen von der primären bis zur tertiären Prävention und im Kinderschutz In der Diakonie Wuppertal wird seit 2007 kontinuierlich die Arbeit der Frühen Hilfen in einem interprofessionellen Team weiterentwickelt. Es handelt sich um ein Angebot für Frauen in der Schwangerschaft und werdende Väter in belasteten oder ungesicherten Lebenssituationen; ebenso beraten und begleiten wir Familien mit Kindern bis zu drei Jahren. Wir begegnen den komplexen familiären Situationen mit einem Expertinnen-Team aus Familienhebammen, Familienkinderkrankenschwestern, Sozialarbeiterinnen, Sozialpädagoginnen und Diplompsychologinnen. Durch die Verknüpfung und Bündelung von Kompetenzen erreichen wir eine komplexe mehrdimensionale Sicht auf die Familiensituation. Problemstellungen können so umfassender und wirkungsvoller bearbeitet werden. Diese Arbeitsweise führen wir konsequent in der Primärprävention und auch in der Arbeit im Kinderschutz/ tertiären Prävention durch. Wesentliche Aspekte sind: Netzwerkarbeit, Präventionsketten, Begrüßungsbesuche auf der Entbindungsstation im Bethesda Krankenhaus, Beratung nach schwierigem Geburtserleben, bindungsfördernde Angebote, Elterncafés, Beratung durch insofern erfahrene Kinderschutzfachkräfte… Die Fachkräfte begleiten die Familien in das - komplexe - Hilfesystem und können Familien motivieren, die für sie angemessenen Hilfeformen anzunehmen. Wir freuen uns darauf, Ihnen unsere Arbeitsweise vorstellen zu können.
Beate Lampenscherf, Dipl. Psychologin,
Julia Rau, Sozialarbeiterin,
N.N.
Bindung und Autonomie entwickeln sich in einem dynamischen, variablen und lebenslangen Interaktionsprozess zwischen Individuum und Umwelt. Von grundlegender Bedeutung für die körperliche, seelische und soziale Entwicklung des Kindes sind die ersten Lebensjahre. Sicheres gebunden sein ermöglicht dem Kind, die Umwelt zu erkunden, Vertrauen in eigene Fähigkeiten zu entwickeln, erste Entscheidungen zu treffen und autonom zu handeln. Das junge Kind kann Schutzfaktoren entwickeln, die seine gesunde Entwicklung positiv beeinflussen und die Bewältigung von Belastungs- und Krisensituationen unterstützen. Zu diesen Schutzfaktoren zählen u.a.: Bindung, angemessene Anregung und Förderung, gesundheitliche Versorgung und soziale Unterstützung. Das Prager-Eltern-Kind-Programm (PEKiP) ermöglicht dem Baby, gemeinsam mit einem Elternteil, Erfahrungen im Bereich Selbst- und Fremdwahrnehmung, Selbstregulation, Selbstwirksamkeit, soziale Kompetenz, Problemlösefähigkeit und Bewältigung von Entwicklungsaufgaben in einer vorbereiteten Lernumgebung zu machen. Im Rahmen des Workshops, erhalten die Teilnehmenden durch praktische Beispiele Einblick, wie Eltern-Kind-Angebote am Beispiel des Prager-Eltern-Kind-Programm (PEKiP) den Aufbau von Schutzfaktoren fördern und zur Entstehung von Bindung und Autonomie beitragen können. Methoden: Impulsvortrag, praxisorientierte Arbeitsgruppen, Fishbowl-Diskussion
Kathrin Schneider-Lemke, Erwachsenenbildnerin M.A. – Dipl. Sozialpädagogin
PEKiP Fortbildnerin, Academic Lecturer Kindheitspädagogik - IU Internationale Hochschule. Kempen, D
Eva Steuber, Dipl . Pädagogin
Weiterbildungsstudium Sonderpägogik, Fortbildnerin für den PEKiP e.V., Fachberaterin für (Profi-) Pflegefamilien, PEKiP-Gruppenleiterin, FASD-Fachkraft, Marte Meo Practitioner. Haltern am See, D
Kinder mit herausforderndem Verhalten lösen bei pädagogischen Fachkräften nicht selten das Gefühl von Ohnmacht aus. Das Bild welches wir dann in der Regel von Kind haben, verschleiert jedoch die Hintergründe für das so anstrengende Verhalten. Wir wollen im interaktiven Vortrag an Hand von Videobeispielen hinter diesen Schleier schauen und uns die Hintergründe vor Augen führen. Das Erkennen bietet die Grundlage, um dann mit konkreten Handlungsoptionen auf das Kind reagieren zu können. Hier wird in vielen Fällen eine Parallele zwischen Kind und pädagogischer Fachkraft deutlich.
Klaus Kokemoor, Diplom Sozialpädagoge
Jg.1962, ist Vater von drei Töchtern, Diplom-Sozialpädagoge, Supervisor, Therapeut (Entwicklungsbegleitung Doering, Psychomotorische Praxis Aucouturier sowie Marte-Meo Video Interaktionsanalyse). Koordinator für das Thema Inklusion der Stadt Hannover. Seit 1982 beschäftigt er sich in Praxis und Theorie mit Menschen mit Autismus. Autor der Bücher Autismus neu verstehen, Das Kind das aus dem Rahmen fällt, Von der Ohmacht zur Handlungskompetenz, Entwicklungsbegleitung autistischer Kinder sowie Blackbox Medienkonsum.
Wer kennt das nicht, dass es besser schmeckt in geselliger und angenehmer Atmosphäre und es uns die Lust am Essen verdirbt, wenn „etwas im Raum schwebt“. Daher stellen wir uns in diesem Workshop die Frage, welche Bedeutung Beziehung und Autonomie beim Essen hat.
Anhand von Selbsterfahrung und Videobeispielen möchten wir Beziehungsqualitäten erfahrbar machen. Der besondere Schwerpunkt im Workshop liegt auf der Videointeraktionsanalyse. Mit der EPB®-Methode (Entwicklungspsychologische Beratung®0-3) wollen wir uns dem anspruchsvollen und dynamischen Abstimmungsprozess zwischen Eltern und Kind widmen und unsere Beobachtungsfähigkeit für Feinzeichen, Bedürfnisse und Fähigkeiten schulen. Die Teilnehmer*innen werden für Entwicklungsaufgaben in den unterschiedlichen Altersstufen sensibilisiert und erste Ideen entwickelt, wie darauf alters- und entwicklungsadäquat eingegangen werden kann.
Nina Allwang
Physiotherapeutin, Bobath Therapeutin, EPB®-Dozentin, Systemische Beraterin
(DGSF), akad. Expertin in Early Life Care. München, D
Bärbel Derksen, Dipl. Psych.
Psych. Psychotherapeutin, EPB®-Dozentin, Landeskoordinatorinnen Frühen Hilfen. Berlin, D
Mirjam Hilgerloh
Logopädin, EPB®-Dozentin, Castillo Morales®-Therapeutin, Systemische Beraterin (DGSF), I.B.T. ®-Therapeutin, Bad Tölz, D
Von Anfang an sind Gesehen-, Gehört- und Gefühlt-Werden menschliche Grundbedürfnisse. Wie diese schon während der Schwangerschaft beantwortet werden können, zeigt die Begleitung mit der Bindungsanalyse nach Hidas und Raffai. In tiefer Entspannung können die Eltern und das Baby miteinander in Kontakt und in einen Dialog finden. Es wird differenziert: wo fange ich an, wo höre ich auf? Wo fängst du an, wo hörst du auf? Wie bewegen wir uns miteinander, wie unterscheiden sich unsere Körper, unsere Wahrnehmungen und (inneren) Bewegungen? Verschiedenheiten und Gemeinsamkeiten werden entdeckt. Für das Kind und die Eltern wird Vorhersehbarkeit geschaffen - auch für den prägenden und umwälzenden Übergang, den die Geburt bedeutet. Die Geburt - die Krise - gemeinsam zu durchleben und verbunden zu sein und es möglichst zu bleiben in Anerkennung der je eigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten dürfte Autonomie und Bindung lebenslang stärken. Der Workshop macht Ansätze erfahrbar und lädt zum Austausch ein.
Bettina Duesmann, Hebamme MSc
Geburtshaus Tübingen, Hausgeburtshilfe, Bindungsanalytikerin, Selbsterfahrungskurse zur Integration prä- und perinataler Erfahrungen, in Weiterbildung, zur Trainerin für Bindungsanalyse und zur EEH-Fachberaterin. Tübingen, D
Dorit Göbel
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Dipl. Soz.arb/-päd-/-Supervisorin, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Familientherapeutin, Körperpsychotherapeutin, Bindungsanalytikerin mit Lehr- und Supervisionsberechtigung. Kassel, D
Die physische wie psychische Befindlichkeit und Entwicklung von Kindern ist eng mit der Fürsorge durch ihre Bezugspersonen verwoben. Daher setzen präventive und interventive Ansätze häufig an der Förderung elterlicher Beziehungs- und Erziehungskompetenzen an. Die Entwicklungspsychologische Beratung (EPB®) wurde auf der Grundlage der ethologischen Bindungstheorie, dem Entwicklungsmodell von Als und Brazelton, dem Konzept des intuitiven Elternverhaltens sowie Methoden zur Verhaltensbeobachtung konzipiert. Sie ist ein ressourcenorientiertes Angebot zur Förderung elterlicher Kompetenzen und der Eltern-Kind-Beziehung. Zentrales diagnostisches und therapeutisches Instrument stellt die Video-Analyse und das Video-Feedback dar. Die Wirksamkeit und Anwendbarkeit der EPB® wurde in zwei Studien für spezifische Risikogruppen sowie im Rahmen einer Untersuchung in den Frühen Hilfen bestätigt. Eine Weiterentwicklung des Konzeptes (Entwicklungspsychologische Beratung und Therapie für Familien mit Kindern von 4 bis 10 Jahren, EBT4-10®) ermöglicht es nun auch bei Familien mit Kindern im Vorschul- und Grundschulalter eine bindungsbasierte Eltern-Kind-Beratung durchzuführen. Im Workshop wird ein anschaulicher Überblick über die beiden Beratungsmethoden sowie den aktuellen Stand der Forschung insbesondre hinsichtlich der Abwendung im Rahmen der Frühgeborenennachsorge der Klinik für Kinderund Jugendmedizin in Dortmund und in den Frühen Hilfen gegeben.
Prof. Dr. Nina Gawehn
Hochschule für Gesundheit Bochum und Institut Kindheit und Entwicklung. Bochum, D
Dr. Anne-Katrin Küstner
Psychologin, Leitung des Instituts Kindheit und Entwicklung, Ulm (IKE), Systemische (Familien-)Therapeutin und Supervisorin (DGSF) und Traumatherapeutin, Ausbilderin Entwicklungspsychologische Beratung und Therapie (EPB® und EBT4-10®). Ulm, D
Im Workshop wird eine Methode zur Arbeit in offenen Eltern-Kind-Gruppen mit Müttern und Babys bis zu einem Jahr vorgestellt. Dieses Angebot wird seit vier Jahren im Spiel-, Werk- und Begegnungsraum MegaMarie im Kulturpark durchgeführt. Die MegaMarie ist ein Praxisprojekt des Marie Meierhofer Instituts für das Kind und richtet sich an Familien mit jungen Kindern. Die Idee zur Gründung der Gruppe „In Kontakt – von Anfang an“ entstand als Erweiterung der bestehenden präventiven Angebote für Familien, insbesondere PEKiP (Prager-Eltern-Kind-Programm) und SAFE® (Sichere Ausbildung für Eltern). Beide Programme fokussieren sich auf die Themen Bindung und Autonomie. Unser Ziel war es, diese Prinzipien in einem offenen Format anzuwenden. Dazu haben wir wesentliche Elemente beider Programme verwendet und über vier Jahre hinweg kontinuierlich einen optimalen Kontext für das offene Gruppenformat entwickelt. Das offene Gruppenformat ist ein zentrales Konzept des Projekts MegaMarie und ermöglicht eine größtmögliche Niederschwelligkeit. Das Konzept des Spielraums und Beispiele aus der Gruppenarbeit werden in einer Präsentation vorgestellt. Wir untersuchen, wie die Themen Autonomie und Bindung konkret in der Gruppenarbeit mit Säuglingen und Eltern behandelt werden und welche Methoden zur Unterstützung dieser Prozesse eingesetzt werden können. Dabei betrachten wir sowohl die Stärken als auch die Schwächen dieses Ansatzes im Vergleich zu den bewährten geschlossenen Gruppenformaten. Anschließend besteht die Möglichkeit zur Diskussion.
Olga Popova, Diplom Psychologin
Dipl. Psychologin, Leiterin von PEKiP- und SAFE-Gruppen, FamilyLab-Beraterin und IBT-Traumatherapeutin, B.A.S.E. Babywatching-Gruppenleiterin. Zürich, CH