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Vorträge
Donnerstag, 31. März 2022
Das Gespräch mit Vertreter:innen fünf verschiedener Disziplinen (Pränatalmedizin und -psychologie, Kinder- und Jugendmedizin, frühkindliche Bildungsforschung, psychiatrisch-psychotherapeutische Versorungsforschung und Familienrecht) greift Impulse aus Forschungs- und Praxisperspektive auf und eröffnet die inhaltlich breiten Themenfelder, die an den beiden folgenden Tagen in Vorträgen und Workshops vertieft werden.
Freitag, 1. April 2022
Kinder haben von Beginn an eine eigene Sicht auf sich selbst und auf die Welt. Körpersprachlich, mimisch, gestisch und allmählich auch verbal bringen sie ihre Sichtweisen zum Ausdruck. Wie kann der Wille eines jungen Kindes bei der Bestimmung seines Wohls angemessen berücksichtigt werden? Und was tun, wenn Wille und Wohl nicht übereinstimmen?
Prof. Dr. Jörg Maywald
Sprecher der National Coalition Deutschland
Präventiver Kinderschutz – Wann denken wir daran? Warum ist eine transdisziplinäre Kooperation in der Altersstufe 0 – 3 besonders wichtig? Anhand von Fallbeispielen wird aufgezeigt, wann Sie an eine frühe Intervention im Rahmen des präventiven Kinderschutzes denken sollten. In diesen Fällen besteht das Helfersystem nicht nur aus Zuständigen für das Kind (Ärzte, Hebammen, Psychotherapeuten, Sozialarbeiter), sondern häufig auch aus Zuständigen für die Mutter bzw. den Vater. Dabei ist die wechselseitige Perspektivübernahme hinsichtlich des Kindeswohls auf der einen Seite, auf der anderen Seite hinsichtlich der Bedürfnisse der Mutter bzw. des Vaters besonders herausfordernd und Voraussetzung für eine gelungene transdisziplinäre Kooperation.
Prof. Dr. Sibylle Winter
Stellvertretende Klinikdirektorin und leitende Oberärztin, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Charité Universitätsmedizin, Campus Virchow, Berlin
Damit das Recht des Kindes auf (frühe) Förderung kein bloßes Lippenbekenntnis bleibt, werden Argumente vorgestellt, die zeigen, dass es bei der Einlösung dieses Rechts nicht um Individualförderung alleine geht, sondern auch um die Arbeit mit dem Umfeld des Kindes dafür qualifiziertes Personal sowie entsprechende institutionelle Rahmenbedingungen.
Prof. Dr. Wilfried Datler
Universität Wien, Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaften, Master-Lehrgang „Early Care Counselling“
Samstag, 2. April 2022
Digitale Bildschirmmedien durchdringen den Alltag und machen auch vor Babys und Kleinkindern nicht Halt. Sie beeinflussen die Interaktion mit ihren Eltern und Bezugspersonen und das unmittelbare Explorieren, Begreifen und Erleben der Welt. Viele Einflüsse sind offensichtlich, sehr viele noch unbekannt. Das sollte die Forschung vorantreiben, um negative Effekte frühzeitig zu erkennen und gegensteuern zu können.
Diese aktuelle Situation hat die GAIMH veranlasst, im Rahmen eines Projekts den aktuellen Forschungsstand zu erfassen, die Befunde in Beziehung zu den entwicklungspsychologisch bekannten Bedürfnissen der frühen Kindheit zu setzen und daraus Empfehlungen zu formulieren. Diese beinhalten u.a. die Ergänzung der Aus-, Weiter- und Fortbildung um dieses Thema, wobei die Reflexion über die eigenen Nutzungsgewohnheiten der Fachkräfte einen wesentlichen Inhalt darstellt. Die Vermittlung der neuen Erkenntnisse im Kontakt mit Eltern, von der Schwangerschaft bis zum dritten Lebensjahr der Kinder, bedarf einer besonderen Feinfühligkeit und Technik, für die es bereits Erfahrungen gibt. Außerdem enthält das Papier konkrete Handlungsalternativen zum Alltag ohne digitale Bildschirmmedien.
Kinder stehen im Mittelpunkt der kindschaftsrechtlichen Verfahren beim Familiengericht. Dies droht vor Gericht nicht selten in den Hintergrund zu treten. So spielen in Verhandlungen und Schreiben der Beteiligten häufig die gegensätzlichen Standpunkte und Schuldzuweisungen an den anderen Elternteil eine dominante Rolle. Wie hier gegengesteuert und das Verfahren insgesamt kindgerecht gestaltet werden kann, wird in dem Vortrag beleuchtet. Dabei werden auch aktuelle Initiativen wie z.B. das Projekt „Kinderrechtsbasierte Kriterien für das familiengerichtliche Verfahren“ des Deutschen Kinderhilfswerks und der Monitoring-Stelle UN-Kinderrechtskonvention des Deutschen Instituts für Menschenrechte in den Blick genommen.
Christiane Abel
Präsidentin des Amtsgerichts Pankow, Berlin
Ausgehend von einer Definition des Phänomens Hochstrittigkeit werden aktuelle Befunde zu Auswirkungen auf Kinder in der frühen Kindheit vorgestellt und unter dem Blickwinkel von Kinderrechten und Familienrecht diskutiert. Befundlagen zu Interventionen werden unter Einbezug eines Modells einer differentiellen Ätiologie von Hochstrittigkeit diskutiert.
Prof. Dr. Heinz Kindler
Deutsches Jugendinstitut, München
Wenn Säuglinge und Kleinkinder nicht mit ihren Eltern aufwachsen können, werden grundlegende Weichen für das Kind gestellt. Wie kann in diesen Situationen neben den Rechten des betroffenen Kindes auf Schutz und Förderung auch sein Recht auf Partizipation in allen Belangen, die es betreffen, gebührend Beachtung finden? Wie kann ein junges Kind in Entscheide von Behörden und in deren konkrete Umsetzung bedeutungsvoll und sinnstiftend einbezogen werden?
Dr. phil. Heidi Simoni
Direktorin des Marie Meierhofer Instituts für das Kind, Assoziiertes Institut der Universität Zürich